Musikerdatenbank

Cappella Coloniensis

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen Musiker und Wissenschaftler, die Quellen der Kompositionen des Barock und der Klassik zu erforschen. Durch das Studium originaler Handschriften und aufführungspraktischer Anweisungen versuchten sie, dem Klangbild und dem musikalischen Ausdruck der Werke zum Zeitpunkt ihrer Entstehung so nahe wie möglich zu kommen. Ihre Bemühungen führten 1954 zur Gründung der CAPPELLA COLONIENSIS durch den damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk. Es entstand der Begriff der "Historischen Aufführungspraxis". Als weltweit erstes Orchester mit authentischem Instrumentarium erregte die Cappella großes Aufsehen. Zum Eröffnungskonzert kamen nicht nur interessierte Musiker und Wissenschaftler von weit her, sondern auch der damalige Bundespräsident Theodor Heuss und der Vater des "Wirtschaftswunders", Ludwig Erhard. Die Cappella war es dann auch, die als erstes Orchester Nachkriegsdeutschlands die damalige Sowjetunion bereiste. In den 1960er und 1970er Jahren folgten Tourneen in alle Welt. Ob in der Carnegie-Hall in New York, in der Bunka-Kaikan-Hall in Tokio oder dem Teatro Colon in Buenos Aires: überall wurde das Ensemble als Botschafter der Bundesrepublik und als Wegbereiter der Historischen Aufführungspraxis begeistert empfangen und mit enthusiastischem Beifall gefeiert. Das Repertoire erweiterte sich bis hin zu den Rossini-Opern "Tancredi", "La Cenerentola" und "Die Italienerin in Algier", die um 1980 aufgeführt und aufgenommen wurden. Unzählige Dirigenten standen am Pult der Cappella Coloniensis wie u.a. William Christie, John Elliot Gardiner, Gabriele Ferro, Reinhard Goebel, René Jacobs, Sigiswald Kuijken und Hans-Martin Linde. Mehr als zweihundert Einspielungen für Rundfunk und CD zeugen vom breiten Spektrum und dem spezifischen Klang des Orchesters. Eine außerordentlich fruchtbare Zusammenarbeit entwickelte sich seit 1997 mit dem Dirigenten Bruno Weil, den die Musikerinnen und Musiker der Cappella 2003 zu ihrem Künstlerischen Leiter wählten. Die Opern "Endimione" (Johann Christian Bach), "Der Freischütz" und "Abu Hassan" (Carl Maria von Weber) und - im Juni 2004 - "Der Fliegende Holländer" (Richard Wagner) wurden mit Bruno Weil äußerst erfolgreich aufgeführt und finden auf BMG Classics/Deutsche Harmonia Mundi ihre CD-Heimat. Mehrere Aufnahmen mit Bruno Weil erhielten den Echo-Klassik-Preis der deutschen Schallplattenindustrie. Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit werden auch in Zukunft Werke der Klassik und Romantik sein. Wie vor 50 Jahren bestimmen Pioniergeist und die Lust auf Neues die Arbeit der Cappella Coloniensis, die sich 2004 verselbständigt: So sind u.a. die Gründung eines Festivals wie auch die Vergabe eines Kompositionsauftrages für ein zeitgenössisches Werk im historischen Klangbild vorgesehen.

 

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