Grußwort zur Saison 2003/2004

Verehrtes Publikum,

dass die Alte Musik nun schon in der sechsten Saison ihr Forum im Sendesaal des Deutschlandfunks findet, ist ein Glücksfall für Köln. Zumal in Krisenzeiten, in denen das Bewusstsein für die Bedeutung künstlerischer Aktivitäten verloren zu gehen droht und die fatale Rede von der "Kultur als freiwilliger Leistung" in politischen Zirkeln die Runde macht, setzt das Forum Alte Musik ein Zeichen für planvolle Kontinuität, nicht zuletzt, um einer Kunst jenseits des Mainstreams und dem Experiment Raum zu geben. Die Alte-Musik-Szene Kölns - sie ist internationalen Ranges und zählt ohne Übertreibung zu den innovativsten in Europa - findet mit dem Forum Alte Musik einen Ort, an dem sie ihre aktuellen künstlerischen Ideen präsentieren kann.
Das diesjährige Programm des Forums ist un-erhört, denn es präsentiert innerhalb der Alten Musik, deren Entdecker- und Experimentierlust niemand ernsthaft in Frage stellen wird, Seltenes und auch nie Gehörtes. Wenn Johann Sebastian Bachs Opus summum "Die Kunst der Fuge" oder Georg Philipp Telemanns Quartette für Travers- bzw. Blockflöte und Triosonaten zu bereits erprobten Programmpunkten einer Veranstaltungsreihe gezählt werden können - dass die Interpretationen durch den Cembalisten Christian Rieger bzw. durch Musica Antiqua Köln unter Reinhard Goebel das Bekannte in neuem Licht erstrahlen lassen, steht dabei außer Frage -, dann darf man von den übrigen Konzerten Un-Erhörtes erwarten: Kammermusik des Bach-Zeitgenossen Christoph Schaffrath mit dem Ensemble Epoca barocca, das Weihnachtsoratorium des unbekannten Meisters Antonio Cartellieri mit dem Chorus Musicus Köln und dem Neuen Orchester unter Christoph Spering, Geistliche Harmonien von Christoph Bernhard mit der Rheinischen Kantorei und Das Kleine Konzert unter Hermann Max - dies alles: un-erhörte Musik. Zudem mit dem Bariton Klaus Mertens und dem Countertenor David Cordier zwei Liederabende, die stilistisch wohl kaum gegensätzlicher ausfallen können; und eine veritable Premiere: das Debütkonzert des Arcangelo Trio im Deutschlandfunk. Unversehens wird hier die Alte Musik in authentischer Aufführungspraxis zur neuen Musik unserer Zeit.

Wir laden Sie, verehrtes Publikum, herzlich ein und wünschen Ihnen viele anregende Stunden bei den acht Konzerten des Forum Alte Musik. Unser Dank gilt dem Ministerium für Soziales und Wohnen, Kultur und Sport Nordrhein-Westfalen sowie der Kunststiftung NRW, deren finanzielle Unterstützung ganz wesentlich zur Realisierung der aktuellen Saison des Forum Alte Musik beigetragen hat.

Hans-Joachim Wagner
Kulturamt Köln
Ludwig Rink
Deutschlandfunk