Saison 2000/2001: Konzert 4
Weihnachtliche Motetten
aus der Geistlichen Chormusik von Heinrich Schütz (1585-1672)Liedsätze und Motetten
von Johannes Eccard (1553-1611) Giovanni Gabrieli (1557-1613) Michael Prätorius (1571-1621) Samuel Scheidt (1587-1654) Johann Hermann Schein (1586-1630) Kölner Kammerchor Leitung Peter Neumann Christoph Anselm Noll - Orgel Axel Wolf - Theorbe Robert Sagasser - Violone Sendung im Deutschlandfunk am 19.12.2000Singen und Sagen gehört zu den vornehmsten Aufgaben evangelischer Theologie wie Kirchenmusik. Kaum eine andere Zeit im kirchlichen Festkreis ist von Komponisten so mit inspirierten Gesängen bedacht worden wie die Adventszeit. Aus dem reichhaltigen Repertoire adventlicher und weihnachtlicher Motetten wird der 1970 von Peter Neumann gegründete Kölner Kammerchor Motetten, Choräle und Chorsätze aus dem "Goldenen Zeitalter" evangelischer Kirchenmusik interpretieren. Aus der "Geistlichen Chormusik 1648" von Heinrich Schütz erklingen ebenso festliche Sätze wie von Samuel Scheidt und Michael Prätorius.
Programmfolge
   Veni redemptor gentium
   Hymnus zu 4 Stimmen (Praetorius)
   
   Ich bin eine rufende Stimme
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   Tröstet, tröstet mein Volk
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   Mit Ernst, o Menschenkinder
   zu 5 Stimmen (Eccard)
   
   O lieber Herre Gott
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   Übers Gebirg Maria geht
   Satz zu 5 Stimmen (Eccard)
   
   A solis ortus cardine
   alternatim in Bearbeitungen für Orgel (Scheidt)
   und Chorsätzen zu 4 und zu 8 Stimmen (Prätorius)
   
   Also hat Gott die Welt geliebt
   Aria zu 5 Stimmen (Schütz)
   
   Ach Herr du Schöpfer
   Madrigale spirituale für 5 Stimmen und Basso continuo SWV 450 (Schütz)
   
   Gelobet seist du, Jesu Christ
   Satz zu 5 Stimmen (Eccard)
   
   Das Wort ward Fleisch
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   PAUSE
   
   Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes
   Motette zu 5 Stimmen (Schütz)
   
   Ein Kind geborn zu Bethlehem
   Satz zu 2 bis 6 Stimmen (Prätorius)
   
   Ein Kind ist uns geboren
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   Vom Himmel hoch, da komm ich her
   Geistliches Konzert für 2 Soprane, Tenor und Basso continuo (Schein)
   und Liedsatz zu 5 Stimmen (Eccard)
   
   Ricercar in g
   für Orgel (Gabrieli)
   
   O magnum mysterium
   Motette zu 8 Stimmen (Gabrieli)
   
   O Jesu mi dulcissime
   Motette zu 8 Stimmen (Gabrieli)
   
   Enatus est Emanuel
   Satz zu 4 Stimmen (Prätorius)
   
   Das ist je gewisslich wahr
   Motette zu 6 Stimmen (Schütz)
   
   In dulci jubilo
   Satz zu 5 Stimmen (Eccard)
Zu dieser Aufführung
Die Advents- und Weihnachtsmotetten der "Geistlichen Chormusik" von Heinrich Schütz bilden Gerüst und musikalischen Schwerpunkt unseres Programms. Als Schütz seine Sammlung im Jahr 1648 veröffentlichte, gab es unter deutschen und italienischen Komponisten eine Diskussion über die Verbindlichkeit musikalischer Satztechniken. Schütz bezieht in seinen Vorwort Position für den kontrapunktischen Stil als Grundlage jeglichen Komponierens. Natürlich sind die Motetten der "Chormusik" – mit einer Ausnahme – nicht Kopien etwa des Palestrina-Stils, sondern auch ihrerseits ohne den Einfluss des damals modernen konzertierenden Stils nicht zu denken. Sie sind Schütz' sehr persönliche Aneignung des "Stylus gravis" mit dem Ziel einer theologischen und expressiven Textausdeutung. Die Motetten zu Advent und Weihnachten, vornehmlich auf Propheten- und Episteltexte komponiert, sind sämtlich Meisterwerke ihrer Gattung und von großer Dichte der musikalischen Faktur.
  
  Wir ergänzen sie durch zwei der 1597 veröffentlichten "Sacrae symphoniae" von Schütz' Lehrer Giovanni Gabrieli – mystisch glutvolle Beispiele venezianischer Mehrchörigkeit. Zur Auflockerung haben wir der "harten Nuss" – so Schütz über den kontrapunktischen Stil – einfachere, zum Teil auch wohlbekannte Liedsätze gegenüber gestellt: aus den "Preußischen Festliedern" Johannes Eccards von 1598 und aus Michael Prätorius' Sammlungen "Musica Sioniae" und "Hymnodia Sionia" der Jahre 1607-1611.
  
  Schütz hat die Motetten der "Geistlichen Chormusik" ohne Basso continuo konzipiert, macht aber in der Vorrede verschiedene Vorschläge zur instrumentalen Ausgestaltung. Unter diesen haben wir das Musizieren "in die Orgel",
  verstärkt durch Violone und Theorbe, für die heutige Aufführung ausgewählt.
Quellen
  Johannes Eccard: Preußische Festlieder I, 1598
  Giovanni Gabrieli: Sacrae Symphoniae, Venedig 1597
  Michael Prätorius: Musae Sioniae V, 1607; VI, 1609, Hymnodia Sionia 1611
  Johann Hermann Schein: Opella Nova I, Leipzig 1618
  Samuel Scheidt: Tabulatura nova III, Hamburg 1624
  Heinrich Schütz: Geistliche Chormusik, Dresden 1648
Mitwirkende
Peter Neumann - Leitung
Christoph Anselm Noll - Orgel
Axel Wolf - Theorbe
Robert Sagasser - Violone
Der Kölner Kammerchor musiziert in folgender Besetzung:
Sopran 1
Anja Tilch (solo), Sigrid von Busse, Anja Deus, Antje Gardeweg
Sopran 2
Beate Röhm (solo), Barbara Boddenberg, Gabriele Haake, Gesine Reichold
Alt
Yosemeh Adjei (solo), Katharina Aulmann, Jochen Berchtenbreiter, Kerstin Freydank, Stefanie Schmitt
Tenor 1
Thomas Klose (solo), Rüdiger Köppe, Alexander Schröder, Marco Schweizer
Tenor 2
Markus Mathar (solo), Moshe Haas, Markus Jarchow, Stefan Schüth
Bass
Stefan Meier (solo), Matthias Haake, Stephan Lindemeier, Wolfgang Reepen, Hidetoshi Seki